Ausrüstung

Food Fotografie: Welche Kamera brauche ich?

Geschrieben von Mark

Welche Kamera ist prädestiniert für die Food Fotografie? Worauf sollte man beim Kauf achten und welche Modelle gibt es überhaupt?

Wer gerade damit beginnt, in die Welt der Food Fotografie einzutauchen, der wird sich vermutlich schnell fragen, welche Kamera man denn eigentlich braucht, um Essen zu fotografieren. Viele besitzen mit Sicherheit ein Smartphone mit einer Kamera, manche haben vielleicht noch zusätzlich eine Kompaktkamera im Schrank liegen – doch reicht das? Und gibt es denn eine Kamera, die speziell für die Food Fotografie geeignet ist?

Nein, eine Kamera die speziell für Food Fotografie geeignet ist gibt es eigentlich nicht. Im Prinzip kann man mit jeder Art von Kamera tolle Bilder von Lebensmitteln und Gerichten schießen, ganz egal ob Smartphone-Kamera, Kompaktkamera, Bridgekamera, Spiegelreflexkamera oder Systemkamera. Doch natürlich hat jedes System Vor- und Nachteile, zudem will man die Kamera ja vielleicht nicht ausschließlich für Food Fotografie verwenden. Deshalb gilt es herauszufinden, welche Art von Kamera am besten zu den eigenen Ansprüchen und Vorstellungen passt.

Auf die Größe des Sensors kommt es an

Wir wollen im Folgenden alle verschiedenen Kameraarten auflisten und kurz die Vor- und Nachteile in Bezug auf die Food Fotografie durchgehen. Vielleicht ein paar allgemeine Hinweise vorweg: Megapixel sind nicht alles und mehr Megapixel bedeuten nicht gleich bessere Qualität – im Gegenteil. Die Bildqualität ist von mehreren Faktoren abhängig und ein weiterer extrem wichtiger Faktor neben der Anzahl der Megapixel ist die Größe des Bildsensors. So findet ihr beispielsweise Kompaktkameras mit 16 Megapixeln zum Preis von rund 200 Euro, gleichzeitig gibt es aber auch absolute Profi-Kameras wie die Nikon D4s, die ebenfalls 16 Megapixel zu bieten haben aber eben nicht 200, sondern satte 6.000 Euro kosten. Ein Unterschied ist hier unter anderem die Größe des Bildsensors. Der Sensor ist bei der D4s um ein vielfaches größer, das heißt die 16 Megapixel haben deutlich mehr Platz und sind größer, weshalb sie mehr Details aufnehmen können und eine bessere Bildqualität liefern. Werden auf einen kleinen Sensor in einer Kompaktkamera viele Megapixel „gepresst“, kann das durchaus Nachteile für die Bildqualität haben, da die Pixel sehr klein werden. Dann sind die Bilder zum Beispiel häufig verrauscht, was folgendermaßen aussehen kann:

Verrauschtes Bild (CC)

Extrembeispiel für ein verrauschtes Bild | Quelle Bild: R-Dent, Flickr (CC BY-NC 2.0)

Damit ihr euch die Größenunterschiede der einzelnen Sensoren besser vorstellen könnt, haben wir hier eine kleine Grafik eingebunden. Im Prinzip ist das Ganze ganz einfach: Je größer der Sensor, desto besser die Bildqualität – doch natürlich sind Kameras mit größeren Sensoren auch teurer als Kameras mit kleinen Sensoren.

Quelle Bild: © Chriusha (Хрюша) / CC-BY-SA-3.0 / Wikimedia Commons

Quelle Bild: Chriusha (Хрюша) / CC-BY-SA-3.0 / Wikimedia Commons

Ok, größere Sensoren liefern also die bessere Bildqualität und viele Megapixel braucht man nicht immer – wobei die Megapixelzahl schon zweistellig sein sollte im Normalfall. Was ist noch wichtig? In erster Linie ein gutes und geeignetes Objektiv.  Auch können ein Blitz und diverse Zubehör-Artikel sehr hilfreich sein – doch das würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wir wollen jetzt ausschließlich die verschiedenen Kameraarten durchgehen und die Vor- und Nachteile aufzeigen. Auch auf konkrete Modelle und Empfehlungen werden wir erst in einem separaten Artikel eingehen.

Smartphone

Samsung Galaxy S5 1

Das Samsung Galaxy S5 | Quelle Bild: Samsung

Mit seinem Smartphone stößt man schnell an die Grenzen. Ein sehr kleiner Bildsensor, kein Objektiv, dementsprechend allerhöchstens mittelmäßige Bildqualität, kaum Flexibilität und damit wenig Spielraum für Kreativität. Trotzdem haben sich die Smartphone-Kameras im letzten Jahr deutlich verbessert und mit einem aktuellen Smartphone kann man auch durchaus tolle Bilder schießen. Wer also nur zum Spaß sein Essen fotografieren möchte, der wird mit einem aktuellen Smartphone durchaus zufriedenstellende Ergebnisse erzielen können.

Vorteile: Klein, man hat es immer dabei, unkomplizierte Handhabung, man kann die Bilder direkt hochladen oder in anderen Apps bearbeiten.

Nachteile: Vergleichsweise eher schlechte Bildqualität, kein Objektiv, keine Einstellungsmöglichkeiten, man stößt schnell an die Grenzen.

Geeignet für: All diejenigen, die nur ab und zu spontan ein paar Bilder knipsen wollen und keine zu hohen Ansprüche haben.

Kompaktkamera

Canon PowerShot SX610 HS BK FSL

Kompaktkamera aus dem Hause Canon | Quelle Bild: Canon

Vor einigen Jahren noch hatte fast jeder eine Kompaktkamera zuhause, und wenn man sie nur mal im Urlaub ausgepackt hat, um dort ein paar Erinnerungsfotos zu schießen. Inzwischen werden bei weitem nicht mehr so viele Kompaktkameras verkauft wie früher, da die meisten Menschen ein Smartphone besitzen und die Smartphones in den letzten Monaten bzw. Jahren wie schon erwähnt deutlich aufgeholt haben. Die Unterschiede sind hier also nicht mehr ganz so groß, trotzdem hat die Kompaktkamera noch ein paar Vorteile auf ihrer Seite: So kann man beispielsweise zwischen verschiedenen Motivprogrammen wählen, zudem steht ein richtiges Objektiv und damit ein Zoom zur Verfügung.

Vorteile: Klein und handlich, unkomplizierte Handhabung (gut, wenn man noch ein blutiger Anfänger in Sachen Fotografie ist), Objektiv, etwas bessere Bildqualität als Smartphones, recht günstig, Motivprogramme.

Nachteile: Trotzdem nur mittelmäßige Bildqualität (für den Anfang aber in jedem Fall ausreichend), Objektiv kann nicht gewechselt werden, wenige Einstellungsmöglichkeiten.

Geeignet für: Einsteiger mit etwas höheren Ansprüchen, die sich aber nicht allzu sehr mit der Technik einer Kamera auseinander setzen möchten und die nicht viel Geld ausgeben wollen.

Bridgekamera

Sony-RX10

Die Sony RX10, eine ziemlich teure Bridgekamera | Quelle Bild: Sony

Eine Bridgekamera will die Eigenschaften von Kompakt- und Spiegelreflexkameras verbinden. Bridgekameras verfügen häufig über etwas größere Sensoren und einen größeren Zoom-Bereich als Kompaktkameras, zudem hat man nicht das lästige „Problem“, mehrere Objektive mit sich herumzuschleppen zu müssen. Doch braucht man bei der Food Fotografie wirklich einen größeren Zoom-Bereich? Nicht wirklich. Wer also tatsächlich nur Food Fotografie betreiben möchte, der kann eigentlich auch gleich zu einer Spiegelreflexkamera oder einer Systemkamera greifen (die sind nämlich nicht unbedingt teurer). Doch wie wir eingangs bereits erwähnt hatten: Viele wollen ja nicht ausschließlich ihr Essen fotografieren, sondern die Kamera auch noch in anderen Bereichen nutzen – und dann kann eine Bridgekamera durchaus ein kompakter Begleiter sein.

Vorteile: Teilweise gute Bildqualität (auf die Sensorgröße achten!), großer Zoom-Bereich (für Food Fotografie nicht unbedingt notwendig), mehr Einstellungsmöglichkeit, kompakter und hochwertiger Begleiter.

Nachteile: Objektiv kann nicht gewechselt werden, Bildqualität schlechter als bei Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Systemkameras, nicht unbedingt perfekt für Food Fotografie geeignet (man zahlt für ein nicht wechselbares Objektiv mit großem Zoom-Bereich sowie eine kompakte Bauweise, was man eigentlich gar nicht braucht).

Geeignet für: All diejenigen, denen eine Kompaktkamera nicht mehr ausreicht, die aber keine Lust auf Wechselobjektive haben und eine „All-in-One-Kamera“ bevorzugen würden.

Spiegelreflexkamera (= DSLR)

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Die Nikon D5500, eine Spiegelreflexkamera, die im Januar 2015 vorgestellt wurde | Quelle Bild: Nikon

Wer Food Fotografie auf hohem Niveau betreiben möchte, der wird früher oder später nicht um den Kauf einer Spiegelreflexkamera herumkommen. DSLRs bieten eine hervorragende Bildqualität, da sie über recht große Sensoren verfügen (meist APS-C, teilweise sogar Vollformat bzw. Kleinbild) und man die Objektive wechseln kann. Das ist ein extrem großer Pluspunkt, der keineswegs unterschätzt werden sollte. Denn nur mit einem geeigneten und lichtstarken Objektiv kann man beispielsweise mit einer richtig offenen Blende fotografieren, sodass der Hintergrund wirklich unscharf wird (dieses Stilmittel werden viele von euch sicherlich kennen). Auch kann man spezielle Makroobjektive verwenden, sodass man beispielsweise kleine Beeren aus sehr naher Distanz fotografieren kann.

Vorteile: Sehr gute Bildqualität, man kann verschiedene Objektive verwenden und ist damit sehr flexibel, viele Einstellungsmöglichkeiten.

Nachteile: Unter Umständen recht teuer, nicht kompakt, für Einsteiger teilweise etwas kompliziert in der Bedienung (aber auch hier gibt es einfache Motivprogramme).

Geeignet für: Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema Fotografie (nicht nur Food Fotografie) auseinander setzen möchten, die kein Problem mit etwas schwererer Ausrüstung (mehrere Objektive) haben und die wirklich erstklassige Bilder schießen möchten.

Spiegellose Systemkamera

Fuji-X-E2

Die Fuji X-E2 gehört zu den beliebtesten DSLMs | Quelle Bild: Fuji

Eine spiegellose Systemkamera ist im Prinzip eine Spiegelreflexkamera – nur dass der Spiegelkasten im Inneren fehlt. Dadurch ist eine etwas kompaktere Bauweise möglich und auch in Sachen Geschwindigkeit (zum Beispiel beim Autofokus) ergeben sich neue Möglichkeite. DSLMs gibt es noch nicht allzu lange und viele gehen davon aus, dass die spiegellosen Systemkameras auf lange Sicht gesehen die Spiegelreflexkameras verdrängen werden. Für unseren Zweck gibt es aber keine allzu großen Unterschiede zwischen DSLRs und DSLMs, sie können mehr oder weniger gleichwertig betrachtet werden – wobei das sehr auf die Modelle im Einzelnen ankommt.

Vorteile: Sehr gute Bildqualität, man kann verschiedene Objektive verwenden und ist damit sehr flexibel, viele Einstellungsmöglichkeiten, etwas kompakter als DSLRs, teilweise kleine Vorteile in Sachen Geschwindigkeit gegenüber den Spiegelreflexkameras.

Nachteile: Unter Umständen recht teuer, für Einsteiger teilweise etwas kompliziert in der Bedienung (aber auch hier gibt es einfache Motivprogramme).

Geeignet für: Die gleiche Zielgruppe wie bei Spiegelreflexkameras. Die DSLMs haben zusätzlich den Vorteil, dass sie etwas kompakter und schneller sind und sie teilweise als Nachfolger der DSLRs gehandelt werden. Allerdings gibt es erst sehr wenige DSLMs mit wirklich großen Sensoren (Vollformat bzw. Kleinbild), hier wird man eher im Bereich der Spiegelreflexkameras fündig.

Quelle Beitragsbild: Fuji

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